Rundenstrategie-Klassiker mit Stärken und Schwächen
Ich habe Heroes of Might & Magic V (HoMM5) gekauft, weil die Spieleserie ein absoluter Klassiker ist. Leider wird, ähnlich HoMM4, dieses Spiel den hohen Ansprüchen seiner Vorgänger nicht gerecht.
Das Spielprinzip ist einfach wie genial und hat sich seit über 10 Jahren nicht großartig verändert: Man steuert auf einer Weltkarte einen oder mehrere Helden mit seiner/ihren Armee(n) herum, besiegt "neutrale" Armeen und feindliche Helden, erobert Burgen, baut diese auf, sammelt Rohstoffe und wird dabei immer stärker. Die eigene Armee besteht aus mehreren "Kreaturen", bis zu 7 verschiedene. Die Einheiten bestehen zwar immer nur aus einem Modell, egal wie viele Kreaturen wirklich drin stecken... aber man weiß ja was gemeint ist.
Es gibt verschiedene "Fraktionen";, die über 7 unterschiedliche Kreaturentypen, einen eigenen Städtetypus sowie einen eigenen Heldentypus verfügen.
Leider wurde das Spiel in der neuen Umsetzung durch UbiSoft graphisch ziemlich vermurkst. Im Glauben die alte Grafik ein wenig aufpeppen zu müssen ist man auf 3D umgestiegen, was dem Spiel in keiner Weise dienlich ist und den Spieler jetzt mit ständigem Kartendrehen belastet.
Die einstmals (mehr oder weniger) stimmungsvoll zusammengesetzten Armeen der Fraktionen wurden sowohl graphisch als auch im Hinblick auf die Kreaturenauswahl teilweise zu simplen Warhammer-Kopien degradiert. Besonders die Dunkelelfen Armee, die die bisherige Dungeon-Fraktion ersetzt, scheint 1 zu 1 aus dem Armee-Kodex Dunkelelfen der aktuellen Edition übernommen worden zu sein, ähnliches gilt für die Waldelfen (die ehemalige Rampart-Fraktion) und die Untoten.
Das Bestreben die einst Fairytale-artige Grafik "Erwachsener" werden zu lassen (überflüssig wie ein Gropf) hat lediglich dazu geführt, dass die Kreaturen jetzt wie aus amerikanischen Comics aussehen.
Die Elfen haben überdimensionierte Eselsohren (WoW lässt grüßen), die menschlichen Ritter haben Körperproportionen wie Barney Geröllheimer und die Dunkelelfenkriegerinnen (natürlich) können vor lauter Modebewusstsein nicht einmal auf einem schlammigen Schlachtfeld auf ihre High-Heels verzichten.
Man hat obendrein sehr viel Wert darauf gelegt, die neu entwickelte Spielwelt, zu betonen und dabei leider vergessen, dass die Computerspielewelt von "einmaligen" Settings (die alle ziemlich gleich wirken) übersätigt ist und es die vergleichsweise neutrale, universelle "Klassik-Fantasy" der Reihe war, die es von der Masse absetzte.
Insgesamt ist die Spieloberfläche bei weitem nicht so konfortabel wie im viel gescholtenen 4ten Teil der Serie, dafür wurde das Schlachtensystem mit einer Reihenfolge-Anzeige und einem neuen Initiative-System verbessert.
Es gab einige minimale Neuerungen, die Meisten, die einen oder mehrere der Vorgänger gespielt haben, dürften sich aber schnell wieder einfinden und für alle Neueinsteiger gibt es in den ersten Missionen ein recht umfassendes Tutorium, das eigentlich keine Wünsche offenläßt.
Insgesamt macht allein das Grundgerüst des Spiels es spielenswert, für einen Hardcore-Fan der alten Teile, für den Nostalgie ein nicht unbeträchtlicher Teil der Spielfreude ist, kann man aber von einer Enttäuschung sprechen.
Ist der erste Schock (Sie haben Sandro getötet! Ihr Schweine!) aber überwunden und hat man sich endlich daran gewöhnt, dass man jetzt nicht mehr in Antagarich (Enroth&Erathia) spielt sondern in einem zweitklassigen Warhammer/Warcraft-Klon, beginnt das ganze wieder seinen gewohnten Suchtfaktor zu entwickeln.Vollständige Rezension lesen
